Der Insider

Und jetzt das Wetter...
Diskussionsbeitrag zum Thema Wetter und Wettervorhersage
von Jörg Graff, 26.12.2013

Das Wetter ist für Segler immer ganz wichtig, vor allem das zukünftige Wetter. Segler im östlichen Mittelmeer - und nicht nur dort - sind vorzugsweise an den Windprognosen interessiert, Temperaturen und Niederschläge sind zwar auch interessant, aber in den üblichen Segelmonaten Mai bis Oktober in diesem Revier zweitrangig, die Temperaturen liegen zwischen „warm“ und „heiß“ und ein gelegentlicher Regenschauer wird in dieser Zeit eher als eine kostenlose Süßwasserdusche denn als Katastrophe wahrgenommen.

Der Wind kann allerdings bei entsprechender Stärke auch in den Sommermonaten unangenehm bis gefährlich werden, vor allem wenn er aus der falschen Richtung bläst und das womöglich noch unerwartet. Gute, d. h. aktuelle und zuverlässige Windprognosen sind also sehr wichtig für einen angenehmen und sicheren Segelurlaub. „Prognosen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen.“ soll der Physiker Nils Bohr gesagt haben, und recht hatte er. Wo (und wie) bekommt man trotzdem auf seiner Segelreise im östlichen Mittelmeer an gute Wetter- und Windprognosen?

In der „guten alten Zeit“ vor der Erfindung und Verbreitung des Internets waren die (Freizeit-) Kapitäne auf solche vorsintflutlichen Informationsquellen wie Wetterfax, Mittelmeerwetter vom Deutschen Wetterdienst über Kurzwelle, Navtex-Empfänger oder die Auskünfte der örtlichen Hafenmeister angewiesen. Diese Auskünfte waren extrem grobmaschig und lagen auch häufig völlig daneben, so dass sie für die Törnplanung ziemlich untauglich waren. Noch im Herbst 2012 kam im Hafen von Mithymna (Nordseite von Lesbos) abends die Hafenmeisterin an den Kai mit den Sportbooten und ermahnte alle, zusätzliche Anker und Festmacher auszubringen, weil in der Nacht für die Nordägäis ein Sturm von 7-8 Bft aus NW angesagt sei. Keiner hielt sich an diese Ermahnung, denn dank Internet wussten alle es besser: In der Gegend von Limnos hat es tatsächlich gekachelt, in Mithymna hat in dieser Nacht der Wind gerade mal von 2 auf 3 Bft aufgebriest.


Über das Internet und die zugehörigen Zugangsmöglichkeiten über WLAN oder UMTS hat der Segler heute ungleich viel bessere Informationsquellen als früher, er muss sie nur nutzen. Natürlich kam man früher auch zurecht, bei ungewisser Wetterlage wurde das Schiff eben mit mehreren Ankern und mehrfachen Landleinen gegen alle Eventualitäten gesichert, auch wenn das oft unbequem und lästig war. Und notfalls wartete man dann so lange, bis der Starkwind sich wieder gelegt hatte, was durchaus mal 3-4 Tage dauern konnte. Ich bin seit 45 Jahren regelmäßig im Mittelmeer unterwegs und habe noch nie eine Bucht oder einen Hafen fluchtartig verlassen müssen, weil der Wind zu stark wurde. Es ist mir immer gelungen, vor Beginn einer gefährlichen Windlage einen hinreichend sicheren Ort aufzusuchen. Ich habe es auch schon mehrfach erlebt, dass in einer Bucht mein Boot das einzige war, das in der Nacht den Anker nicht neu legen musste (oder die ganze Nacht Vollkreise fahren). Das gehört aber zum Thema „gutes Ankern“, das hier nicht weiter behandelt werden soll.

Seit Beginn dieses Jahrhunderts habe ich es sehr zu schätzen gelernt, den Törnplan kurzfristig, d. h. für den Zeitraum der nächsten 3-6 Tage, so gestalten zu können, dass ich bei einem unangenehmen Starkwind rechtzeitig in einem für die prognostizierte Windrichtung sicheren Hafen liege, in dem es auch bei einer windbedingten Zwangspause nicht so schnell langweilig wird. Dazu braucht es eine zuverlässige und aktuelle Windvorhersage.

Die Quellen der Wettervorhersagen im Internet:

Die folgenden Ausführungen geben die persönliche Meinung und Erfahrungen des Autors wieder, sie erheben keinesfalls den Anspruch der Unfehlbarkeit. Es geht hauptsächlich um die Fragen:

Wo finde ich brauchbare Wetter- und Windprognosen? Wie zuverlässig und aktuell sind sie?


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