Der Insider


Aufgepasst: Frühjahrsstürme können auch im Mai noch fetzen!

Im Sommer beschreiben die Schlechtwettertiefs einen weiten Bogen um das Östliche Mittelmeer und beeinflussen höchstens den Norden der Türkei. Anders sieht es im Frühjahr oder auch im Herbst aus. Von Mitte Oktober bis in den Mai hinein ist das Östliche Mittelmeer offen für Tiefdruckstörungen - im Winter geradezu ein Tummelplatz für Tiefs. Wer die südtürkische Riviera nur zwischen Juni und September kennengelernt hat, wird nicht glauben, welche Stürme und Unwetter in der übrigen Zeit wüten können. Am übelsten ist der Lodos, der die Südwestküste betrifft.

Wie auf dem Atlantik, so gibt es auch im Mittelmeer bestimmte Bahnen, die von Tiefs bevorzugt werden. Eine vielfrequentierte Zugstraße verläuft vom Ionischen Meer nach Mittelgriechenland. Dort gabelt sich die Bahn, manche Tiefs ziehen nach Südosten weiter Richtung Zvpern, andere drehen nach Nordosten ab und wandern über die nördliche Ägäis Richtung Schwarzes Meer. Beide Tiefs bringen der türkischen Südküste Schlechtwetter und starken Wind. Sturmgefahr droht aber nur, wenn sich über der südlichen Ägäis (oft im Raum Kreta) ein Teiltief bildet und zugleich hoher Luftdruck über Anatolien und der Levante herrscht.

Hat sich ein solches Teiltief gebildet, brandet es gegen das Hochdruckbollwerk im Osten an und kommt kaum noch voran. Das Luftdruckgefälle zwischen beiden Systemen in dieser Situation ist enorm. Im Zwickel zwischen beiden liegt meist der Küstenabschnitt zwischen Bodrum im Westen und Kas (Kastelorizon) im Osten an der Südküste von Lykien. Dabei wird der starke bis stürmische Süd in Landnähe durch die Küstengebirge auf Südost abgelenkt und beschleunigt (Führungseffekt). Ein bis zwei Tage kann es dort aus Südost mit 6 bis 8 Beaufort wehen, sogar orkanartige Böen wurden bei einer Lodos-Lage schon gemessen. Zu ihren beschriebenen typischen Begleiterscheinungen kommt hier eine gefährliche Legerwall-Situation.

Sobald das kleine Tief aus der südlichen Ägäis verschwunden ist, hört der Spuk auf. Meist dreht der Wind dann auf Südwest und bringt einen Sturmböen mit hoher Gewalt, später auf Nordwest. Solche Stürme drohen, wie gesagt, auch im Mai, wenn bereits viele Charterflotten unterwegs sind. In der Umgebung von Marmaris ist der Sturm bei den Einheimischen als "Schwalbensturm" bekannt. Es heißt, erst wenn der Schwalbensturm vorbei ist, beginnt der Sommer an dieser Küste.
Einen zuverlässigen Wetterdienst bietet der WINDguru meist ziemlich präzise für einige Tage einer Törnwoche voraus: klick

Und auch der WINDfinder ist ähnlich - beide können mit einem entsprechenden Laptop in den meisten Marinas und sonstigen Hotspots an der Küste empfangen werden.

Wetterlage für Bodrum einige Tage voraus: klick in die Wetterkarte auf Bodrum

Tipps für die Törnplanung:

Als Segelsaison empfiehlt sich dennoch der Zeitraum von Mitte April bis Anfang November. Man muss nur das Wetter im Auge behalten und rechtzeitig Schutz in Buchten oder Häfen suchen, die nicht nach Südost bis Südwest offen sind. Knidos zum Beispiel ist bei Südoststurm ein gefährlicher Platz, Palamut nur ein paar Meilen weiter östlich dagegen bietet guten Schutz. Wer mit der ganzen Familie unterwegs ist und möglichst wenig Wetterkapriolen erleben will, sollte erst ab Ende Mai starten beziehungsweise spätestens Mitte September den Liegehafen anlaufen. In dieser Periode wehen die thermischen nördlichen Winde am zuverlässigsten.

Die drückende Schwüle ist an der südtürkischen Küste im Hochsommer manchmal unerträglich, besonders im lnneren großer Buchten, wo die Temperaturen ab Mittag leicht über 35 Grad ansteigen können. Tritt diese Situation ein, hat man Ausweichmöglichkeiten. Man verholt in "hitzefreie" Buchten - mehr: klick. Hitzeempfindlichen seien die Monate Mai, September und Oktober empfohlen.