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Meltemi kommt von beltempo 22.6.2010
An manchen Tagen bläst er weniger, an manchen stärker. Oft sind die Wetterpropheten nicht in der Lage, ihn genau vorauszusagen. Manchmal geben sie eine Sturmwarnung heraus und es säuselt mit 2 - 3. Ein anderes melden sie 3 - 4 ... und es kachelt mit 6 bis 9. Also Vorsicht! Anzeichen für sein Kommen sind steigender Luftdruck, lockere Felder hoher Schäfchenwolken aus Südwest bis West, über dem Festland vor allem vormittags "Blumenkohlwolken", in der Nacht Wetterleuchten am nördlichen Himmel, und - sehr aussagefähig: kein Tau an Deck (feuchte Decks verkünden meist wenig Wind). Rasch ansteigender Luftdruck bis 1018 und mehr, und klar werdende Sicht kündigen ebenfalls den traditionellen Sommerwind an. Die Griechen nannten ihn Etesien (von "etos" = jährlich). Er kommt trocken und straff daher, bei strahlend blauem Himmel - oder sternefunkelnder Nacht. Verursacher des Meltemi sind Druckunterschiede zwischen einem festliegenden Sommerhoch über dem Balkan und einem Tief über dem Östlichen Mittelmeer, verstärkt oft auch noch durch ein Hitzetief über dem anatolischen Festland. Der Unterschied will ausgegelichen werden, so kommt es zum Nordwind der fächerförmig dem Verlauf der Ägäis folgend aus dem Hoch ins Tief schießt, und so lange durchhält, bis der Ausgleich hergestellt ist. Je länger er über das Meer weht, desto wohltuender und kühlender wird er an Land empfunden, insbesondere auf den Inseln der Ägäis. Auf den Kursen dazwischen kann es jedoch auf Segelyachten vor allem hinter Kaps und kahlen Inselbergen zu ziemlich viel Stress kommen. Seine gute Seite: er bringt tiefblauen Himmel und gute, klare Sicht mit sich. Der Meltemi beginnt mit 4 - 5 Bft., steigert sich dann oft auf 6 bis 7 Bft., um manchmal auch mit 8 und mehr auf Yachten runter zu fallen - wenn es sein soll: tagelang. Die Ägäis ist deshalb kein Revier für Anfänger. Selbst erfahrenen Skipper haben schon mal Probleme, wenn sie nicht rechtzeitig abdrehen. Wer glaubt in Lee der griechischen Inseln geschützt zu sein, täuscht sich gewaltig: dort kommt er als Fallbö daher, mit nochmal 2 bis 3 Bft. mehr. Da heißt es blitzschnell die Segel weg und ab in die nächste Bucht. Und dort alle Kette stecken, die man zur Verfügung hat, An der türkischen Küste und auch im Saronischen Golf ist er meist moderater, die vorgelagerten Inseln und Kaps schützen das Revier und bringen doch angenehme Kühlung, vorausgesetzt er weht nicht direkt über Land, das ihn aufheizt (siehe hitzefreie Ankerplätze: klick) Sind die sommerliche Hitze über dem Balkan und das relative Tief über dem Östlichen Mittelmeer - die Auslöser für den Meltemi - noch nicht aufgebaut (= Frühjahr) oder nicht mehr wirksam (= Herbst), kann es über Nacht zu völlig anderen Wetterlagen kommen. Ein Tief, das von Italien kommend über die Ägäis zieht und ostwärts wandert, bringt Bewölkung und warme Südostwinde mit sich, die sich rasch zu einem ausgewachsenen Lodos mit Sturmböen verstärken können. Das wurde schon mancher Yacht, die sommerselig in einer nach Süden offenen Bucht lag, zum Verhängnis. Mehr zum Südostwind Lodos im Frühjahr und Herbst: klick
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