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Insider-Törntipp: Antalya-Fethiye
erschienen in der YACHT 5/1997 mit aktuellen Ergänzungen 2009 Wer oben Ski fahren und unten baden will, segelt im Golf von Antalya richtig, zumindest bis Mai und ab September. Eine Autostunde von Antalya beziehungsweise Kemer ist man im Hochgebirge mit einsamen Almen, Skipisten, Skiverleih und Schlepplift. Der einzige Ort, den Alexander der Grosse nicht einnehmen konnte, das Felsnest Telmessos, liegt ebenfalls in greifbarer Nähe. Wäre nicht links das offene Mittelmeer, hätte der Segler das Gefühl, auf einem Alpensee zu schippern, so gipfelreich ist das Panorama. Das geht so bis zum südöstlichsten Eckpunkt des Törns, dem Kap Taslik Burun (Gelidonya). Hier wurde das älteste Schiffswrack der Welt gehoben, dessen Einzelteile heute im Kastell von Bodrum zu besichtigen sind. Nirgendwo kann man so nahe beieinander die Gegensätze zwischen Glockenläuten und Muezzin-Singsang erleben wie in dieser Südwestecke der Ägäis. Vom Hafen Megisti sind es nur wenige Meilen bis zum quirligen Hafenstädtchen Kas, das vor hohen Bergen Schutz, Versorgung und türkisches Leben pur offeriert. Nur knappe 15 Seemeilen nordwestlich hat Kalkan einen im Sommer sicheren Hafen vorzuweisen. Danach wird es knapp an Ankerstopps: dem langen Strand mit dem sandverwehten Theater der antiken Stadt Patara folgen sieben Kaps, die alle in einem Rutsch genommen werden wollen, denn Schutz bietet keines. Nach dem "schlechten" Kap (Kötü Burun) verläuft die Küste weiter rauh und unwegsam bis zu jenem halbmondförmigen berühmten weissen Kieselsteinstrand, der Buchtitel und Werbeplakate ziert: Ölüdeniz. Unser Törn: Der kleine Yachthafen unterhalb der Altstadt Antalyas wäre der Ausgangshafen, gäbe es dort einen Liegeplatz. So starten wir besser in der ausserhalb gelegenen Çelebi-Antalya Marina, im alten Handelshafen, fünf Seemeilen westlich. Die Umgebung ist nicht sonderlich attraktiv. Dafür bietet die Marina jeglichen Komfort einschliesslich Behörden (Port of Entry), Travellift, Winterstellplätze an Land, Supermarkt, Reparaturwerkstätten und regelmässigen Transfer zur Stadt. Der Flughafen ist nur eine halbe Stunde entfernt. Die Marina kam durch den Wirbelsturm, der Anfang Januar 1997 einige Yachten und Gulets umwarf und mehr oder weniger zerstörte, ins Gerede. Unkenrufen zum Trotz: Der böse Zufall, der die Windhose genau auf die Marina lenkte, ist so unwahrscheinlich, dass er sich kaum wiederholen wird. Kemer ist unsere erste Anlaufstation. Ein Ort aus der Tourismus-Retorte mit der Turkiz-Marina, die früher zur Turban-Kette gehörte. Hier findet der Yachtreisende alles, was sein Schiff begehrt: einen sicheren Muringplatz, Wasser, Duschen, Waschmaschinen, eine Tankstelle, Supermarkt, Travellift, Winterstellplätze, Yachtausrüster und Behörden (Port of Entry). Die Marina war vor der Privatisierung zu 50% mit Gulets belegt; dies hat sich jedoch geändert. Somit ist die Marina wieder ein attaktiver Platz für Segler geworden. Einzig die hämmernde Laser-Disko unmittelbar hinter der Marina stört die Nachtruhe. Die nächsten Törnstationen sind allesamt Buchten, obwohl sie mit dem Zusatz Limani (= Hafen) protzen: Tekirova, Tatlisu, Çavus, Çirali, Ceneviz und Sazak. Die südliche Bucht von Tekirova, das antike Phaselis, sollte man nur tagsüber anlaufen, um die antike Hafenstadt zwischen Lorbeerbäumen und Kiefern zu erkunden. Tatlisu verspricht im Namen süsses Wasser, ist aber nicht mehr als eine offene Bucht. Etwas sicherer gegen nördliche Winde liegt man in der klippenumsäumten Atabükü-Bucht. Die offene Reede vor dem Strand von Olympos sollte man nur bei garantiert ruhigem Wetter anlaufen. Die Akropolis und verwunschene Ruinen im Dickicht sind zu entdecken. Wer eine längere Bergwanderung nicht scheut, wird aus der Erde züngelndes, nach Schwefel riechendes Feuer entdecken. Hier tötete Bellerophon, auf Pegasus reitend, die legendäre Chimäre, ein antikes Fabelwesen aus Löwenkopf, Ziegenleib und Schlangenschwanz. Der Platz ist unter dem Namen Chimaira bekannt Genuesische Seefahrer gaben der Bucht Ceneviz den Namen. Schroff und wild ist es hier; einige gezackte Felsen liegen wie Haifischzähne in der Mitte der Einfahrt. Der Platz bietet einigermassen Schutz; bei starkem Nordost sollte man Nachtwachen einteilen. Sazak Limani, nur durch den Isthmus von Ceneviz getrennt, ist nur im südlichen Teil zum Ankern geeignet. Die Berge im Hintergrund sind hoch und böengewaltig! "Ums Eck" herum bietet die Çavus-Bucht den letzten Ankerplatz vor der südöstlichen Wendemarke des Törns: Kap Taslik Burun. Wind, Strom und die vorgelagerten Inselchen mit Klippen und Riffen machten dieses Kap in alten Zeiten zu einem berühmt-berüchtigten Schiffsfriedhof. Achtung also beim Runden! Wer Zeit hat, kann im Ostteil des Karaöz Limani in der weiträumigen Bucht von Finike versteckte Ankerplätze zwischen Felsnasen und steilen Wänden entdecken (siehe Bildmotiv in der YACHT 5/2004). In der neuen Setur-Marina im Hafen Finike kommen Bordfrau und Smutje auf ihre Kosten: das kleine türkische Städtchen bietet alles, um die Vorräte aufzufrischen. Auf den Spuren des Heiligen Nikolaus wandelt, wer im Taxi oder Dolmus von Finike zum 35 Kilometer entfernten Myra fährt. Hier lebte der Ahnherr aller Nikolause als Bischof im 4. Jahrhundert (n. Chr.). Er gilt als Schutzpatron von Taschendieben, Jungfrauen, Seefahrern und Kinder. Im Juni 1997 fand im süditalienischen Bari ein Nikolausfest zur Erinnerung an die Kaufleute und Fischer statt, die im 12. Jahrhundert die Gebeine des Heiligen bei Nacht und Nebel aus der Nikolauskirche von Myra entwendet und nach Bari gebracht hatten. Aus diesem Anlass kreuzte eine Erinnerungsflottille unter Leitung von Insider-Mitsegler Pater Paul Imhof vom türkischen Myra zum Kirchenfest in Bari. Von Finike ist es eine kurze Tagesstrecke ins Buchtenparadies rund um die Insel Kekova. Versunkene Sarkophage, byzantinische Ruinen, eine seldschukische Festung und urige Tavernen warten darauf, entdeckt zu werden. In Tagesetappen liegen die Versorgungsstationen Kas und Kalkan westlich am Kurs. Beide bieten viel Atmosphäre und typisch türkisches Ambiente. Kas ist Port of Entry und im Hochsommer voll mit Gulets belegt. Wem der Hafenrummel zu eng und zu laut ist und Schäden durch manchmal leider heftig manöverierende Gulet-Kapitäne fürchtet, findet in Bayindir Limani, gleich südlich in der Bucht von Kas oder in Yesilköy Limani gegenüber von Kalkan, ruhigere Ankerplätze für die Nacht. Anfang 2004 war die geplante Marina in der nördlichen Bucht Bucak Denizi noch nicht fertig, aber man konnte dort bereits längsseits anlegen. Ein Stück westlicher, in Kalkan, ist der beste Ausgangsort für Taxifahrten nach Xanthos, Letoon und Patara. Ab 2004 wird man übrigens wieder die Insel Kastelorizon von Kas aus anlaufen können, nachdem die Griechen Ende 2003 die unerlaubte Einreisesteuer abgeschafft haben. Einzelheiten dazu siehe: klick "Reise-Reise", am nächsten Morgen heisst es früh aufstehen und gegen den sommerlichen Meltemi die sieben Kaps bezwingen. Nach dem langen Sanddünen-Strand von Patara und der Mündung des Esen Çay (an dem landeinwärts die Ruinen von Xanthos liegen) geht es munter bergauf. Olivenkap, Schwertkap, Steuerbordkap, flaches Kap, dünnes Kap und schlechtes Kap heissen die Kaps ohne Schutz und Schlupf. Erst wer Ölüdeniz unter dem fast 2.000 Meter hohen Babadagi (Vaterberg) erreicht hat, kann Anker werfen. Auf dem Kurs nach Fethiye sollte der geschichtsinteressierte Skipper an der Gemiler-Insel einen Zwischenstop einlegen. Byzantinische Kirchenruinen sind zu besichtigen. Nach Fethiye ist es dann nur noch eine kurze Tagesetappe. In Fethiye gibt es seit 2003 eine funkelnagelneue Marina. ECE Marina bietet Schutz und alle Versorgungunsmöglichkeiten; man legt ohne Anker mit Murings an Schwimmstegen an. Strategie: Generell gilt: Morgenstund' hat Gold im Mund. Wer bis mittags wartet, muss mitunter mächtig gegenanbolzen. Bei Antalya weht frühmorgens der Wind von den Bergen aufs Meer. Wer früh aufsteht, kann ihn nutzen und bis Kemer oder weiter segeln. Gegen Mittag setzt der Seewind ein, gegen ihn muss am Nachmittag aufgekreuzt werden. Weht der Meltemi aus Nordwest, segeln wir raumschots unter Land (Fallböen) bis hinunter zum Kap Gelidonya, der Wendemarke. Der Strom schiebt uns mit knapp einem Knoten ums Kap; meist steht Westwind dagegen, und die See kabbelt kräftig. Bis Finike geht es mit Wind von Land (sofern der Meltemi weht). Nach Kas und Kalkan geht es ebenfalls gegenan; es sei denn, wir segeln im Frühjahr oder Herbst mit Südostwind von hinten. Früh aufstehen gilt besonders für die Strecke Kalkan Richtung Ölüdeniz bei Meltemi: die Wellen, die ab Mittag vor der Küste stehen (Strom gegenan), haben schon manche Crew zum Abdrehen gezwungen. Nur bei sommerlich entspanntem Wetter (ohne Meltemi) kommen wir hoch oder halb am Wind voran. Der weht dann aus West oder Südwest. Sehenswerte (antike) Orte am Kurs: Antalya an sich, Termessos, Phaselis, Olympos, Myra (Felsgräber, Nikolauskirche), Kale/Kekova, Patara, Letoon und Xanthos am Esen. Einkaufsmöglichkeiten: Alles für den Törn (auch Schiffsausrüstung) in den Marinas (= Çelebi Antalya, Setur Finike und Turkiz Kemer). In den Orten Finike, Kas und Kalkan ausserdem frische Lebensmittel, Obst und Gemüse. Diesel und Wasser in Setur, Kemer, Finike, Kas, Kalkan und Fethiye; Gas in jedem Ort. Nautische Unterlagen: Türkische Seekarten, 1:100.000: Fethiye-Kas und Kas-Antalya; Deutsche Seekarte, 1:300 000: Fethiye-Alanya. Marinas: Çelebi Antalya Marina, Türkiz Kemer Marina, Setur Finike Marina, ECE-Marina Fethiye. Mehr über die Marinas: klick Flughäfen: Internationale Flughäfen Antalya und Dalaman zwischen Göcek und Fethiye. |
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