Der Insider

Mit der Yacht in die Antike

Marmorkopf
Nirgendwo kann man mit dem Schiff so nah an antike Ausgrabungsstätten heranfahren wie an der türkischen Küste. Sie sind so eindrucksvoll, dass man ihren Besuch unbedingt in die Törnplanung mit einbeziehen sollte. Die interessantesten Plätze von Nord nach Süd sind:

Troja (Truva) Lage: südlich der Dardanellenmündung. Bedeutung: berühmt als Schauplatz der Ilias (Trojanischer Krieg). Sehenswert: Die Ausgrabung hat keine Sensationen. Der Ort aber und seine Lage sind dank Homer und Schliemann außergewöhnlich. Yachtanleger: Çanakkale, in den Dardanellen, der einzig sichere Platz; Hafen mit Yachtliegeplätzen, Port of Entry. 28 Kilometer mit Taxi oder Minibus nach Troja.

Pergamon (Bergama) Lage: 30 Kilometer nordöstlich von Dikili (geo. Breite von Lesbos). Bedeutung: Hauptstadt des Pergamenischen Reiches. Sehenswert: die alte Königsburg auf dem Berg. Dort: Trajan-Tempel; Akropolis; Theater am Berghang (berühmt wegen seiner steilen Anlage); Platz des Zeustempels (der Tempel selbst befindet sich im Pergamon-Museum in Berlin). Unten, vor der heutigen Stadt: Asklepeion. Yachtanleger: Ayvalik Setur-Marina, südwestlich etwas außerhalb der Stadt. Neue Marina, bester Schutz. Port of Entry. 57 Kilometer nach Pergamon. Taxi oder Bus. Man kann Pergamon auch von Dikili aus besuchen (nur 30 Kilometer). Aber der Hafen ist klein, unruhig und durch Frachtschiffe und Fischer fest belegt und schmuddelig.

Teos (Sigacik) Lage: Im Golf von Sigaçik zwischen Çesme und Kusadasi. Bedeutung: Als Smyrna (Izmir) noch ein Dorf war (500 v. Chr.), ging der gesamte Handel an der Küste über die beiden Häfen von Teos. Zentrum des Dionysos-Kultes. Sehenswert: Reste des Dionysos-Tempels; das kleine Odeon zwischen Brombeersträuchern; das verfallene antike Theater mit Blick auf Küste und Meer bis Samos. Yachtanleger: Ankerplatz vor der alten Kaianlage des antiken Südhafens (Teos Limani) im Tagesschwell unruhig. Besser: in der neuen Marina Sigaçik (antiker Nordhafen), die im Frühjahr 2004 noch nicht fertig war, in der man aber bereits längseits festmachen kann. Liegegebühren werden aber bereits kassiert.

Ephesus (Efes) Lage: 18 Kilometer nordöstlich von Kusadasi. Bedeutung: Ephesus ist die bedeutendste antike Sehenswürdigkeit der Türkei. Noch zu Paulus Zeiten die größte Stadt in Kleinasien. Durch den Mäander verlandete der Hafen (heute acht Kilometer vom Meer entfernt) und leitetet damit den Niedergang ein. Sehenswert: großes Theater; Celsus-Bibliothek; Marmorstraße zum Hafen; Hadrian-Tempel; Artemis-Tempel (eines der sieben Weltwunder); Museum. Yachtanleger: Kusadasi Setur-Marina, einziger sicherer Platz in der Nähe. Port of Entry. Yachtzentrum. Versorgung und Reparaturen. Flughafen Izmir: 80 Kilometer. Ephesus 18 Kilometer mit Bus, Minibus oder Taxi.

Milet Lage: 40 Kilometer südlich von Söke, 10 Kilometer vom Meer, im ehemaligen Flussgebiet des Großen Mäander. Bedeutung: Berühmte Handels- und Hafenstadt. Noch im 5. Jahrhundert lag Milet am Meer und hatte vier Häfen. Die griechischen Philosophen Thales, Anaximander und Anaximenes begründeten in Milet die Grundlagen abendländischen Denkens und westlicher Wissenschaft. Sehenswert: Theater, Theaterhafen; Löwenbucht mit Hafen; Delphinion; Agora; Nymphäum. Yachtanleger: Ankerplatz auf Reede von Altinkum (27° 17' 0st, 37° 21,2' Nord) bei beständigem Sommerwind aus nord- bis nordwestlicher Richtung. Man kann Milet, Didyma und Priene mit Taxi oder Minibus von hier erreichen. Eine Ankerwache je nach Wetter an Bord lassen. Mit Taxi oder Minibus nach Milet ca 20 Kilometer; Rundfahrt (alle drei Orte) ca 100 Kilometer. Alternative von sicherem Hafen: Setur Kusadasi Marina.

Priene Lage: nördlich von Milet am Berghang über dem verlandeten Mäanderdelta. Bedeutung: mittelgroße antike Landstadt, die durch ihre Lage auf einer Felsterrasse über dem Meer bekannt war. Sehenswert: Theater; Sitzungssaal; rechtwinklige Straßenanlage und Reste von Wohnhäusern. Yachtanleger: wie Milet.


Didyma (Didim) Lage: 3 Kilometer nördlich vom Ankerplatz Altinkum. Bedeutung: Es sollte der größte Orakel-Tempel der Welt werden, wurde aber nie fertig. Die Schwefelquelle im Inneren war ein heiliger Orakelort nur Delphi war berühmter. Trotz Zerstörung durch Erdbeben immer noch wuchtige und eindrucksvolle Anlage. Yachtanleger: wie Milet.


Iassos (Asin Limani) Lage: gegenüber von Güllük in der Nordostecke des Güllük Golfes. Bedeutung: Iassos war schon vor 3.000 Jahren bewohnt, aber nie berühmt. Überschaubare, unter Olivenbäumen auf einer Halbinsel gelegene Ausgrabung. Sehenswert: verfallenes Theater; kleines Odeon; Hausfundamente; Agora. Im Frühling ist alles von wilden Blumen überwachsen. Yachtanleger: Man geht im antiken Hafen direkt neben der Ausgrabung vor Anker. Achtung beim Einlaufen: die antike Mole unter Wasser ist nur unzureichend gekennzeichnet.


Halikarnassos (Bodrum) Lage: gegenüber der griechischen Insel Kos. Bedeutung: Der Karerkönig Mausolos brachte Halikarnassos zu großer Blüte. Nach seinem Tod machte ihn seine Frau, die gleichzeitig seine Schwester war, unsterblich: Sie ließ zu Ehren ihres Mannes (und Bruders) einimposantes Grabmal bauen, das erste Mausoleum der Welt - eines der sieben Weltwunder. Sehenswert: Theater; Platz des Mausoleums; Kreuzritter-Kastell St. Peter mit archäologischem Unterwasser-Museum. Yachtanleger: Milta Marina Bodrum (früher Turban Marina) mit allen Versorgungs- und Reparaturmöglichkeiten. Bodrum ist Port of Entry. Charterbasis. Durch den internationalen Flughafen Bodrum-Milas (35 km) nun auch von europäischen Flughäfen direkt erreichbar.


Knidos Lage: an der Westspitze der Datça-Halbinsel. Bedeutung: Wichtiger antiker Knotenpunkt im Nord-Süd-Handelsverkehr. Die Lage am windumtosten Kap bot den Schiffen guten Schutz bei Nord- und Südwinden. Wissenschaft, Medizin und Kunst wurden besonders gefördert. Sehenswert: das Theater über dem Ankerplatz; Aphrodite-Tempel, der Standort, wo die Skulptur der schönen und nackten Aphrodite stand (unter anderem Beschützerin der Seefahrer), ein Meisterwerk des Praxiteles; antike Wasserleitungen, Zisternen und Kanalisation; der versandete Galeerenhafen. Yachtanleger: Ankern direkt im antiken Südhafen (schlechter Grund). Kleinere Boote können am Holzsteg des Restaurants festmachen (Steg und Restaurant 2003 allerdings nicht in Betrieb). Bei Südostwind im Sommer selten ungeschützt.

Kaunos Lage: südöstlich von Marmaris an der Mündung des Dalyan-Flusses. Bedeutung: Hafenstadt zwischen Karien und Lykien, bekannt durch "kaunische Liebe" (Geschwisterliebe). Sehenswert: Theater; Reste der Stadtmauer; Akropolis; lykische Tempelgräber in der Felswand an einer Biegung des Dalyan-Flusses. Yachtanleger: In der drei Seemeilen nordwestlich von der Flussmündung liegenden Ekincik-Bucht; die Einfahrt ist nur flachen Booten möglich, da sie durch eine Barre für Yachten unzugänglich ist. Besuch von Kaunos mit ehemaligen Fischerbooten über die Barre durch die Schilfkanäle zur Ausgrabung und zum Dorf Dalyanköy. Dauer fünf bis sechs Stunden. Preis nach Zeit zwischen € 120 und 160.

Patara Lage: im großen Dünengebiet an der Küste, zirka 30 Kilometer nördlich von Kalkan. Bedeutung: Wichtigste Hafenstadt des alten Lykien direkt am Meer. Hafen und Stadt sind unter dem langen Dünenstrand begraben. Die meisten Geheimnisse von Patara liegen unter dem Sand der Wanderdüne. Sehenswert: Dreibögiges römisches Stadttor (Hadriantor) und das halb zugewehte Theater, von dessen oberster Reihe man einen phantastischen Blick auf Meer und Dünen hat. Sehr einsam. Yachtanleger: wie Xanthos.

Xanthos Lage: zwischen Fethiye und Kalkan, etwas im Land, im Tal des Xanthos Flusses. Bedeutung: Xanthos war Hauptstadt des Lykierreiches. Lykien war die älteste Republik der Erde, ein Bund von 20 Städten, regiert von einer Volksvertretung und einem Präsidenten. Sehenswert: Lykische Pfeilgräber; Agora; Theater; Akropolis; Nereidengrabmal. In der Nähe von Xanthos fand man ein Heiligtum, das der Quellengöttin Leto geweiht war (Letoon). Yachtanleger: Fethiye-Marina (Port of Entry). Rundfahrt mit Taxi oder Mietauto zirka 130 Kilometer (Xanthos, Letoon und Patara). Besser ist der Hafen von Kalkan, der südlicher liegt und alle Annehmlichkeiten für Yachten bietet. Rundfahrt ca 80 Kilometer mit Taxi oder Minibus.

Telmessos (Fethiye) Lage: Im Südosten des Fethiye Körfezi. Bedeutung: Das antike Lykien erstreckte sich von hier bis zur Westküste des Golfes von Antalya. Es gehört mit seinen Bergen, Wäldern, Tälern und Küstenverläufen zu den schönsten Landschaften der Türkei. Bekannt wegen seiner Felsgräber aus lykischer Zeit, die in die Bergwände über der Stadt gehauen sind. Sehenswert: Grab des Königs Amynthas; das antike Theater in der Nähe der Marina; Steinsarkophage. Die meisten antiken Bauwerke wurden durch Erdbeben zerstört. Yachtanleger: Neue ECE Marina Fethiye mit allen Versorgungsmöglichkeiten direkt an der Stadt. Port of Entry. Oder frei Ankern in der Bucht neben der Marina. Oder im westlichen Teil der Bucht am Steg der kleinen und einfachen YES Marina.

Antiphellos (Kas) Lage: Gegenüber der griechischen Insel Kastellorizon am Fuß hoher Berge. Bedeutung: Antiphellos war vermutlich der Hafen der lykischen Stadt Phellos, die hoch in den Bergen lag. Sehenswert: Gut erhaltenes antikes Theater; Sarkophag auf der Mole und ein zweiter, mit spitzbogenförmigem Deckel mit vier Löwenköpfen. Yachtanleger: Gemeindehafen von Kas mit allen Versorgungsmöglichkeiten. Port of Entry. Von hier aus Ausflüge nach Xanthos, Patara und Myra.

Andriake/Myra (Demre) Lage: Zwischen Kas und Finike am Fluss Kokar Çay. Bedeutung: Andriake war der Hafen von Myra. Er konnte mit einer Kette gegen das Meer abgesperrt werden. Andriake war der Getreidehandelsplatz für die lykische Kornkammer; Ausfuhr nach Rom. Myra war später Bischofsitz. Im 4. Jahrhundert residierte hier der Bischof Nikolaus, der Urahn unseres Hl. Nikolaus, Schutzpatron der Kinder, Seefahrer, Jungfrauen und Seeräuber. Sehenswert: Antike Kornkammer in Andriake; römisches Theater; Nikolauskirche; Felsgräber. Yachtanleger: Die Reede vor Andriake ist nur in den frühen Morgenstunden zu empfehlen, bevor die Tagesbrise einsetzt. Sicherer liegt man in der nahen Kökkaya Bucht oder in der Setur Finike Marina, von wo aus man mit dem Taxi nach Myra fahren kann.

Olympos/Chimäre Lage: Nördlich von Kap Gelidonya auf dem Kurs nach Kemer. Bedeutung: Die Stadt erlebte um 100 v. Chr. als Mitglied des Lykischen Bundes ihre Glanzzeit. Sehenswert: Antikes Tempeltor, Grab des Kriegers, Mosaiken aus byzantinischer Zeit, Nekropole jenseits des Flusses. Bekannt ist bis heute das Phänomen der Chimäre, nach mythischer Überlieferung ein feuerspeiendes Ungeheuer aus Löwenkopf, Ziegenleib und Schlangenschwanz. Die Chimäre wurde nach der Legende durch Bellerophontes getötet. Heute heißt der ganze Berg im Hintergrund von Olympos Chimaira, weil Feuer aus dem Erdinneren flackert (durch ausströmendes Gas). Es ist weder durch Wasser noch durch Sand zu löschen. Man gelangt entweder durch das Dorf Çirali oder am Strand entlang und dann über einen Pfad in die Berge dorthin. Yachtanleger: Offene Reede, die nur bei ruhigem Wetter zu empfehlen ist (Ankerwache!) und die man bei einsetzender Tagesbrise verlassen sollte. Olympos besucht man besser von der Park Kemer Marina mit dem Auto.

Phaselis (Tekirova) Lage: Zwischen Finike und Kemer, 6 sm südlich von Park Kemer Marina. Bedeutung: Wichtige lykische Hafenstadt mit drei Häfen. Sehenswert: Hadriantor; Thermen, Mosaike; Aquädukt; kleines Theater. Yachtanleger: Direkt im Inneren der südlichen Bucht vor Anker.

siehe auch Bericht in der YACHT: klick