Inzwischen ist klar: so geht es nicht. Offiziell wird das noch nicht zugegeben. Aber wer genau hinschaut und mehrmals das Prozedere Abpumpen hinter sich hat, weiß dass es sich nur um eine Pseudoaktion handelt. Es fehlt an zwei Vorraussetzungen:
1. An den notwendigen Grauwassertanks in den meisten Yachten und vielen Gulets.
2. An den fehlenden Abpumpstationen an der Küste.
Denn klar ist: es geht nicht nur um die Fäkalien. Diese bilden einen Nährstoffe für Algen und führen den Buchten beachtliche Mengen an Keimen und Bakterien zu, die an sich schon ein großes Problem darstellen. Das darüber hinaus Gefährliche sind die Unmengen an tensidehaltigen Schampoos, Dusch- und Waschmittel, Körpergels und Seifen aus den Nasszellen und Spülmittel aus den Pantrys der Yachten und Gulets. Diese werden während eines einwöchigen Törns von Marmaris nach Göcek zum Beispiel nach wie vor ungehindert ins Meer abgelassen - wo sollen sie auch sonst hin. Das inoffiziell ausgesprochene Verbot von Seiten der Behörden alle Wasch- und Spülmittel an Bord zu verbieten ist in den Wind gesprochen. Daran kann sich niemand halten. Wie soll das Geschirr ohne "Pril" wieder sauber in die Schapps kommen?
Alle Yachten an der Küste (gleich ob privat oder Charteryacht) mit zusätzlichen Grauwassertanks auszurüsten, ist eine Illusion, die aus Platzgründen nicht funktionieren kann. Außerdem wäre die Kapazität so klein, dass - wollte man diese Absaugen - in jeder Bucht eine entsprechende Absaugstation installiert sein müsste. Die Kapazität wäre so gering, dass nach wie vor heimlich und bei Nacht im Dunklen die viel zu schnell wieder vollen Tanks verklappt würden.
In diese Richtung weiter zu denken und zu hoffen, durch Verordnungen das Problem in den Griff zu bekommen, ist eine Utopie.
Die Behörden stellen in den Häfen zwischen Bodrum und Fethiye keine Transitlogs mehr aus, wenn nicht der Nachweis der Tankabsaugung über die Bluecard nachgewiesen wird. Clevere Skipper fahren deshalb zu den Absaugstationen von Turmepa oder in den Marinas und lassen ihre Fäkalientanks absaugen - wohlgemerkt die Fäkalientanks, denn andere haben sie nicht. Einige, die ihre Fäkalien schon auf hoher See verklappen, füllen kurz vor dem Einlaufen in einen Hafen ihre Tanks mit Seewasser, damit es etwas zum Absaugen gibt... Mit der Bestätigung auf der Bluecard, die in der Regel zwischen 20 und 30 Lira kostet, bekommen sie beim Hafenmeister falls nötig (z.B. Charteryachten) ein neues Transitlog.
In einigen Häfen wie in der Milta Marina Bodrum, im Hafen von Datça, in der Yacht Marina in Marmaris und anderen sind die Absaugstationen schon des öfteren wegen technischer Mängel ausgefallen. In diesem Fall wurde auf der Bluecard - natürlich gegen Gebührenzahlung (!) - der Absaugvorgang, der nicht erfolgt war, bestätigt. Dass dies alles nur ein großer Bluff ist, stört offenbar niemanden. Hauptsache es wird irgendein imaginärer Absaugvorgang bestätigt.
Alle Skipper, die wir kennen, umgehen die Vorschriften so geschickt wie möglich. Dass es In Bodrum an der gesamten Guletpier rund um den Hafen keine einzige Abpumpstation für die größten Tensideverklapper an der Küste gibt, wird protestlos hingeommen. Der Hammer aber ist, dass zwar die Fäkalientanks abgesaugt werden, nicht aber die tensidehaltigen Dusch- und Pantry-Abwässer, die für die Versiffung der Buchten verantwortlich sind. Dafür gibt es zur Zeit noch keine wirkungsvolle Lösung.
Die Folge ist: tensidehaltiges Grauwasser wird weiterhin in die Buchten abgelassen (seltener draußen auf See, weil der Abfluss aus der Spüle bzw. der Dusche direkt ins Meer geht), und Fäkalien werden am Ende eines Törns einmalig abgesaugt, mehr aber nicht. In den Tagen zwischen Start- und Zielhafen gehen diese - wie in den Jahren zuvor - mehr oder weniger auf hoher See ins Meer.
Mit anderen Worten: Das Bluecard-System bewirkt nichts bei Yachten, allenfalls bei den Gulets mit mehreren Tonnen Grauwasser- und Schwarzwassertanks, sofern sie auch diese während einer Wochentour nicht ablassen müssen, weil es keine Absaugstationen zwischen den Marinas und Häfen gibt und überhaupt welche vorhanden sind. Siehe dazu auch die aktuellen Stationen: klick