Der Insider

Das Bluecard-System muss neu gedacht werden
29.06.2012

Inzwischen ist klar: so geht es nicht. Offiziell wird das noch nicht zugegeben. Aber wer genau hinschaut und mehrmals das Prozedere Abpumpen hinter sich hat, weiß dass es sich nur um eine Pseudoaktion handelt. Es fehlt an zwei Vorraussetzungen:

1. An den notwendigen Grauwassertanks inden meisten Yachten und vielen Gulets.

2. An den fehlenden Abpumpstationen an der Küste.

Denn klar ist: es geht nicht um die Fäkalien. Die sind natürlich und werden vom Meer absorbiert. Das Gefährliche sind die tensidehaltigen Schampoos, Dusch- und Waschmittel, Gels und Seifen aus den Nasszellen und die Spülmittel aus den Pantrys der Yachten und Gulets. Diese werden während eines einwöchigen Törns von Marmaris nach Göcek zum Beispiel nach wie vor ungehindert ins Meer abgelassen - wo sollen sie auch sonst hin. Das inoffiziell ausgesprochene Verbot von Seiten der Behörden alle Wasch- und Spülmittel an Bord zu verbieten ist in den Wind gesprochen. Daran kann sich niemand halten. Wie soll das Geschirr ohne "Pril" wieder sauber in die Schapps kommen?

Alle Yachten an der Küste (gleich ob privat oder Charteryacht) mit zusätzlichen Grauwassertanks auszurüsten, ist eine Illusion, die aus Platzgründen nicht funktionieren kann. Außerdem wäre die Kapazität so klein, dass - wollte man diese Absaugen - in jeder Bucht eine entsprechende Absaugstation installiert sein müsste. Die Kapazität wäre so gering, dass nach wie vor heimlich und bei Nacht im Dunklen die schnell vollen Tanks abgelassen würden.

In diese Richtung weiter zu denken und zu hoffen, durch Verordnungen das Problem in den Griff zu bekommen, ist eine Utopie.

Zur Zeit verschließen die Behörden die Augen und geben in Göcek und auch in einigen anderen Häfen keine Transitlogs mehr aus, wenn nicht der Nachweis der Tankabsaugung über die Bluecard nachgewiesen wird. Clevere Skipper fahren deshalb zu den Absaugstationen von Turmepa oder in den Marinas und lassen ihre Fäkalientanks absaugen - wohlgemerkt die Fäkalientanks, denn andere haben sie nicht. Und mit der Bestätigung bekommen sie beim Hafenmeister ggf. ein neues Transitlog bzw. keine Strafe, falls sie von der Küstenwache kontrolliert werden.

Dies aber ist Augenwischerei. Denn die Fäkalientanks sind zwar an die Toilettensysteme angeschlossen, nicht aber an die Dusch- und Pantryabwasserausgänge. Dafür wäre ihre Kapazität auch viel zu begrenzt.

Die Folge ist: Grauwasser wird weiterhin in die Buchten abgelassen (seltener draußen auf See, weil der Abfluss aus der Spüle bzw. der Dusche direkt ins Meer geht), und Fäkalien werden am Ende eines Törns einmalig abgesaugt, mehr aber nicht. In den Tagen zwischen Start- und Zielhafen gehen auch diese wie in den Jahren zuvor - hoffentlich drei Meilen auf hoher See - ins Meer.

Mit anderen Worten: Das Bluecard-System bewirkt nichts bei Yachten, allenfalls bei den Gulets mit mehreren Tonnen Grauwasser- und Schwarzwassertanks, sofern sie auch diese während einer Wochentour nicht mehrmals auf See ablassen müssen, weil es keine Absaugstationen z.B. zwischen den Marinas und Häfen gibt.

Fazit: Das Thema Bluecard muss neu gedacht werden!

Ein möglicher Lösungsansatz: klick