Steinige Wanderung auf den Loryma-Berg von Axel Hachenberger, Skipper der Mitsegelyacht MERIDIAN 03.01.2013
Geht man ein wenig den Hang hoch, hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Bucht. Sedat von der ONEWAY, mit dem ich im Sommer dort war, hatte aber von einer Burg gehört, die noch viel beeindruckender sei als das alte Kastell auf der Landspitze. Da wollte ich unbedingt hin und meine Gäste waren ebenfalls begeistert von der Idee, so dass wir Bekir vom Loryma Restaurant nach dem Weg fragten.
Bekir war sofort bereit mich zu führen. Als Patrick von der SCORPIONNE davon hörte schloss er sich sofort samt Familie an. So sind also die Niederhausers, zwei Erwachsene und zwei Kinder, meine Gästen mit ihren beiden halbwüchsigen Kindern, Bekir und meine Wenigkeit losgestiefelt, in der Auffassung, eine kleine, gemütliche Wanderung (Bekir: ca. 1 Stunde maximal) auf den Berg zu machen.
Wie sich dann herausstellte, war Bekir noch gar nicht oben gewesen, sondern musste erst ein altes Mütterchen aus seiner Küche noch schnell vor Abmarsch nach dem Weg fragen, was sehr vage so ausfiel: den Berg hoch, dann rechts um den Gipfel und dann links durch das nächste Tal, und schon seid ihr da.
Ganz so einfach stellte es sich dann doch nicht dar. Es war, obwohl schon Mitte Oktober, sehr heiß und anstrengend und unwegsam. So blieben denn die Frauen mit den Kindern auf dem ersten Gipfel im Schatten einiger Olivenbäume zurück, und Patrick, Heiko, Bekir und ich schlugen uns weiter durch die steinige und dornige Landschaft, teils an Schluchten mit senkrecht abfallenden Felswänden vorbei, teils durch trockene Bachläufe, teils einfach über Stock und Stein den Berg hinauf und hinunter, bis wir nach zwei atemlosen, unentwegten Stunden endlich auf dem Gipfel des Berges beim alten Loryma standen.
Der Ausblick von dort oben ist überwältigend und einmalig. Man sieht in alle vier Himmelsrichtungen, steht auf alten Mauern und kann sich gar nicht satt sehen. Auf jeden Fall eine Empfehlung für rüstige Wanderer mit dem richtigen Schuhwerk und Kopfbedeckung und genügend zu trinken.
Nachdem wir uns endlich zum Rückmarsch entschlossen hatten,versuchten wir einen kürzeren Weg zu finden. Doch der Versuch endete immer wieder an schroffen Felswänden und Abgründen, so dass wir gezwungen waren, wieder zurück zu steigen und uns auf den Aufstiegskurs für den Abstieg einzunorden.
Den Frauen und Kindern war das Warten zu lang geworden, so hatten sie sich bereits wieder an den Abstieg gemacht, eine reife Leistung, vor allen von Moni, mit ihren zwei kleinen Kindern. Uns lief derweil der Schweiß in Strömen, wir hatten nicht genug zu trinken mitgenommen. Die paar Trockenaprikosen, die wir auf dem Boot in der Bucht erstanden hatten, waren schnell aufgegessen.
Es war ein Gewaltmarsch, der für alle Beteiligten grenzwertig war. Bekir hatte nicht einmal eine Kopfbedeckung dabei und mit seinen Sambaschläppchen auch kein angemessenes Schuhwerk. Totzdem hüpfte er wie eine Ziege immer voran von Stein zu Stein, mal das T-Shirt auf dem Kopf, mal über die Schultern gelegt. Diese Zähigkeit habe er von seiner Zeit als Soldat in Anatolien, wie er lachend erklärte. Gewaltmärsche von 30 km am Tag und mit 30 kg Gepäck auf dem Buckel übers Gebirge, erinnerte er sich in den kurzen Rastminuten, die wir uns gönnten.
Als wir dann endlich die Frauen mit den Kindern schon fast im Tal wieder unter einem Baum rastend eingeholt hatten, waren alle froh. Endlich wieder unten angekommen zogen wir sogleich ins Loryma-Restaurant. Vor dem guten Essen gab es erstmal ordentlich was zu trinken. Bekir ging es nicht so gut, er hatte Kopfschmerzen und sich wegen der fehlenden Kopfbedeckung wohl einen kleinen Sonnenstich geholt. Trotzdem ließ er es sich nicht nehmen, für jeden einen Teller Spaghetti und Getränke nach Wunsch auszugeben.
Insgesamt waren wir fast 5 Stunden unterwegs gewesen und haben dabei nicht getrödelt. Übrigens: wenn man weiß, wo man hinschauen muss, sieht man die alten Mauern auch vom Strand aus, hoch oben über den steil abfallenden Felswänden. Und es sieht tatsächlich nicht so weit aus...