Vom antiken SüdhafenTeos zum Tempel des Dionysos von Carla Winkler-Mayer
02.07.2014
Das antike Teos hatte zwei Häfen. Diese Besonderheit machte mich neugierig und so beschloss ich, mich in dieser Gegend etwas umzutun. Am Nordhafen liegt der heutige Ort Sigacik mit der neuen Teos Marina, während der Südhafen mit seinen alten Kaianlagen noch vor sich hin träumt - jedoch wie lange noch?
Bei gutem Wetter können wir vor der ziemlich zerfallenen Anlage des Südhafens ankern und von dort eine nicht allzu lange Wanderung zur Ausgrabung der antiken Stadt Teos machen.
Vorbei an den teilweise eingezäunten Quadern des alten Hafens gelangen wir an ein Hinweisschild, das uns den Weg zur Agora und dem Dionysos Tempel zeigt. Wir halten uns rechts, links schauen wir am Hang auf die Mavi Teos Sitesi (Ferienhäuser), laufen an einem einsamen Restaurant (Ozcan) vorbei, das bei unserem Besuch im Mai noch geschlossen war. Einige Meter weiter gehen wir nach rechts auf einen Feldweg zu, der sich durch Olivenhaine, Felder und Wiesen in Richtung Teos schlängelt, vorbei an einer alten Zisterne.
Ca. 20 Minuten nachdem wir die Hafenanlagen verlassen haben erreichen wir den Dionysos Tempel an dem ein Parkplatz eingerichtet wurde mit einem ausgebauten Gehweg der uns weiter leitet hin zur Agora und dem Dionysos-Tempel, dem Bouleuterion (Ratsversammlungsraum) und dem Theater, das sich etwas entfernt an den Akropolishügel schmiegt.
Das Theater hat zwar leider nur noch wenige Sitzreihen, aber die Atmosphäre hier ist besonders schön, sicher auch durch den herrlichen Blick hinüber zum Südhafen und dem Sigacik Körfezi.
Wir wandern weiter zu dem wenig ausgegrabenen Gymnasiumkomplex. Von hier kann man noch ein kurzes Stück bis zu einem im Bau befindlichen Empfangsgebäude laufen und dann zurück auf einem Traktorweg, der teilweise an der alten Stadtmauer vorbeiführt.
Hintergrund: Im Golf von Sigaçik zwischen Çesme und Kusadasi liegt die einstmals bedeutende Hafenstadt Teos, entstanden um 500 v. Chr. und Mitglied des Ionischen Bundes. 499 v. Chr. beteiligte sich die Stadt am Ionischen Aufstand gegen die Vorherrschaft der Perser, der zu den Perserkriegen zwischen 490 und 479 v. Chr. führte.
Der gesamte Handel an der Küste von Süd nach Nord und umgekehrt ging über die Häfen von Teos. Gleichzeitig war der Ort das Zentrum des Dionysos-Kultes und der Dionysischen Techniten. Unter diesem Namen zogen Schausteller, Gaukler, Tänzer, Zecher, Possenreißer, Schauspieler und Musiker durch das Land, um mit kultischen Auftritten ihren Gott zu verehren. Da sie nirgendwo bleiben durften, ließen sie sich in Teos nieder, wo der Tempel des Dionysos vom Baumeister Hermogenes zwischen 220 und 190 v. Chr. errichtet wurde.
Sehenswert: Reste des Dionysos-Tempels; das kleine Odeon zwischen Brombeersträuchern; das verfallene antike Theater mit Blick auf Küste und Meer bis Samos. Yachtanleger: Ankerplatz vor der alten Kaianlage des antiken Südhafens (Teos Limani) - im Tagesschwell unruhig. Besser: in der neuen Teos Marina in Sigaçik (antiker Nordhafen), die seit 2005 fertig ist und wo wie in Marinas üblich Liegegebühren erhoben werden.
Was braucht man für eine Wandertour auf dem Karischen Weg:
• Unbedingt gute Wanderstiefel, denn das Gelände ist teilweise sehr steinig
• Wanderstöcke
• Sonnenschutz (Hut, Sonnencreme)
• Leichte Regenjacke (bis Mitte Mai und ab Anfang Oktober kann es schon mal regnen)
• Badezeug (je nach Lust)
• 1,5 Liter Wasser pro Person (bei warmem Wetter mehr)
• Energiespender (Nüsse, Trockenfrüchte etc.)
• Handy (einzige Möglichkeit, bei Bedarf Unterstützung anzufordern, da kaum Menschen unterwegs)
• Erste-Hilfe-Ausrüstung für Insektenstiche, Blasen, Schnittwunden, Kopfschmerz etc.
• Wegbeschreibung aus dem Wanderbuch (bisher gibt es noch keine deutsche Website bzw. Übersetzung des Buches. Infos und Buchbestellungen sind möglich über www.cariantrail.com)
• Wenn man das Buch besitzt, kann man über die Website auch GPS-Daten herunterladen.