Der Insider


Der wahre Eingang zum Hades?

Insider-Herausgeber Andreas Fritsch sucht den Zugang zur Unterwelt
10.09.2014

Crews mit einem Faible für besondere Landgänge können an der Südspitze des Peloponnes im Messenischen Golf eine ganz besondere Bootsfahrt antreten. Am mittleren Finger des Peloponnes liegt der griechischen Mythologie nach am Kap Tenaro der Eingang zur Unterwelt, der Hades. Bei Gerolimnias liegt eine von See aus gut sichtbare Höhle, die entsprechend sagenumwoben ist.

Doch das eigentlich interessante Ziel liegt ein paar Seemeilen an der Westküste des Kaps weiter nördlich: Die Diros Höhle in der gleichnamigen Bucht. Und dichter kommt man an das wahre Gefühl einer Fahrt in die Unterwelt fast nirgendwo sonst in Europa – geschweige denn der Ägäis. Wer die Höhle besichtigen will, ankert in der Bucht mit gut haltendem Sandgrund. Die Tour macht man als Gast in einem gestagten Kahn durch die insgesamt 14 Kilometer lange, enorm verästelte Höhle.


Rund 1,2 Kilometer lang ist die Tour in einem langen, schmalen Boot, in dem man maximal zu viert sitzt und sie dauert fast eine halbe Stunde. Es geht durch wunderschön ausgeleuchtete, verschachtelte Gänge und hallenartige Räume, die das Wasser durch die Jahrmillionen in den Fels gespült hat. Überall sind die wunderlichen Formen riesiger Tropfsteingebilde zu bewundern, die in den tollsten Farben, von rosa über grün, weiß und diversen Gelbtönen, schimmern. Oft genug müssen die Gäste in Deckung gehen, um sich nicht den Kopf in den labyrinthartigen Windungen der Höhle zu stoßen. Das kristallklare Wasser liegt ruhig wie ein Spiegel über dem Gestein. Spätestens nach 10 Minuten hat jeder die Orientierung verloren, denn die Fährleute legen zum Teil ein (leider) erstaunliches Tempo vor. Mit einem Holzpaddel staken und schubsen sie an Felskanten das Boot in spielerischer Manier um die Ecken, bremsen vor Hindernissen gerade noch rechtzeitig. Alle Abschnitte sind mit Unter- und Überwasserlichtern gut ausgeleuchtet, so dass man wirklich einen tollen Eindruck bekommt. Zahllose Abzweige machen deutlich, wie verästelt die Höhle ist.

Die Höhle ist den Einheimischen seit etwa 1900 bekannt gewesen, ein Schäfer soll ein Tier gesucht haben, dass in den Eingang gestürzt ist. Systematisch erforscht wurde sie aber zum ersten Mal 1949. Groß angelegte Tauchexpeditionen starteten in den 70er und 80er Jahren. Taucher fanden noch Stalaktiten in bis zu 72 Metern Tiefe unter dem heutigen Wasserspiegel der Höhle, sie existierte also schon vor Jahrmillionen, als der Wasserspiegel des Mittelmeeres deutlich niedriger war. Darüber hinaus fanden Forscher versteinerte Skelette von Flusspferden, die hier einst heimisch waren.

Der Eingang ist an dem großen Gebäude in der Mitte der Bucht, die Karten müssen aber einen kurzen Fußweg den Berg hinauf an der Kasse für die Besucher gekauft werden (12 Euro/Person).
Öffnungszeiten: Mai-September 9-19 Uhr, früher und später im Jahr nur bis 17 Uhr. Doch oft beginnen die Touren erst um 9:30, da die Angestellten sich mit dem Öffnen reichlich Zeit lassen. Wer früh kommt, erspart sich Gedränge, da über den ganzen Tag Busse mit Touristen ankommen.


Noch ein Wort zu den griechischen Fremdenführern: Wir hatten einen sehr übellaunigen Bootsführer, der im herrischen Ton die Passagiere anraunte, sich zu bücken („DOWN!“) falls Hindernisse den Kopf gefährdeten und sehr schnell fuhr. Ist Letzteres der Fall lohnt es, zu versuchen den Fahrer zu bremsen, Erfolg ist aber nicht garantiert. Doch trotz solcher kleinen Ärgernisse ist die Tour ein eindringliches Erlebnis.

Wichtig: Die Ankerbucht vor dem Höhleneingang ist schlecht geschützt vor den vorherrschenden nordwestlichen Winden. Also viel Kette stecken, Anker gründlich einfahren und möglichst mit der Tour fertig sein, bevor die Thermik stärker wird gegen Mittag. Der Sandgrund hält aber gut. Im Zweifel besser eine Ankerwache an Bord lassen oder die Reise in die Tiefe in zwei Gruppen antreten.

Kommt die Thermik, steht bald Schwell in die Bucht. Wer in der Nähe mit dem Boot übernachten will, dem sei die schöne Bucht bei Limeni etwa 3,5 Meilen weiter nördlich empfohlen. Lässt abends der Wind nach, kann man dort vor den Tavernen gut ankern. Wir haben die Taverne im Scheitel der Bucht ausprobiert, mit den bunt gestreiften Tischen und Stühlen. Essen und Service waren exzellent, die Preise moderat.
Östlich des Kaps Tenaro käme die wunderschöne Ankerbucht Porto Kagio in Frage. Sie bietet guten Schutz vor den üblichen Sommerwinden und vier Tavernen am Strand.