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Skipper Jörg Graff berichtet über Veränderungen in Kykladen-Häfen:
September 2013
Santorin:
Die „Marina“ in Vlychada verdient diese Bezeichnung immer weniger. Die beiden wichtigen Untiefentonnen im Westen und Süden fehlen inzwischen komplett. Die Einfahrt von Westen ist noch relativ unproblematisch, wenn man auf einem 90°-Kurs auf die Hafeneinfahrt zuhält. Wenn man von Osten kommt, sollte man erst einen ziemlich großen Bogen um die südlich des Hafens liegenden Reste einer antiken Mole nach Westen machen und dann von dort aus den Hafen ansteuern. Immerhin wurde das Innere des Hafens jetzt soweit ausgebaggert, dass auch Schiffe bis zweieinhalb Meter Tiefgang ohne aufzusitzen reinfahren können.
Im Innenhafen gibt es keine Gastliegeplätze mehr, die sind komplett mit Fischern, Charterbasisplätzen und zahlreichen Katamaranen belegt, die für gut zahlende Gäste Tagesausflüge in die Caldera machen. Gäste müssen im Außenbereich längsseits gehen, meistens werden sie in Dreierpäckchen gepackt. Wenn der Wind aus dem nördlichen Halbkreis kommt, geht das noch einigermaßen, bei eher südlichen Winden wird der Schwell schon sehr unangenehm.
Die „Marina“ wirkt insgesamt ziemlich ungepflegt, bietet zwar Toiletten, aber keine Duschen. Die Stromversorgung über mehrfach kaskadierte Kabeltrommeln liefert 150 Volt. Per Direktleitung mit eigenem Kabel an einer Stromsäule bekam ich immerhin 200 Volt, was zum Batterieladen reichte. Das Wasser aus den Zapfstellen am Steg ist - wenn es denn überhaupt fließt - stark salzhaltig, also keinesfalls als Trinkwasser zu gebrauchen; ohne Not würde ich den Tank nicht damit füllen.
Naxos:
Die „Marina“ im Haupthafen hat jetzt immerhin wieder Mooringleinen, die allerdings sehr kurz liegen. Man sollte deshalb zusätzlich einen Anker legen (wird auch vom Hafenmeister empfohlen), aber höchstens mit 20 m Kette/Leine. Mit dieser Länge ist man (schon) frei von der Mooringkette und (noch) frei von den Ankern der Gegenseite. Nur auf der Südseite der südlichen Quermole, reserviert für große Schiffe, kann man mehr Kette geben. Facilities gibt es keine, aber Strom und Wasser (gute Qualität) sind reichlich vorhanden und in der moderaten pauschalen Liegegebühr enthalten.
Naoussa (Paros)
Immer wieder schön, in dem hübschen Städtchen zu liegen. Der Hafenmeister Jannis spricht perfekt deutsch (kein Wunder bei 2 deutschen Frauen, 4 deutschen Kindern und 5 deutschen Enkeln) und ist aus nächster Nähe, weil er nur ein 1-Watt-Funkgerät besitzt, auf Kanal 12 erreichbar. Liegegebühr: 1,30 € pro Meter Schiffslänge (Mehrrumpfboote 80% Aufschlag), zuzüglich Mehrwertsteuer. Alle Facilities, Strom und Wasser, allerdings gegen Extragebühren (Toiletten sind frei).
Tinos:
Der westliche Vorhafen hat einen neuen Wellenbrecher (Achtung: noch nicht ganz fertig und deshalb auch nicht überall gleich zu erkennen), und der Anleger für die großen Fähren wurde dorthin verlegt. Deshalb kann man im Innenhafen gut am alten Fähranleger festmachen. Dort liegt man auch ruhiger und preiswerter als in der „Marina“ in der äußersten NW-Ecke des Innenhafens, wenn auch ohne Strom- und Wasseranschluss.
Mittelpunkt des Ortes ist die Wallfahrtskirche Panagia Evangelistria mit einer wundertätigen Ikone. Um in den Genuss dieser Wunder zu kommen, muss man als Gläubiger allerdings die 500 m vom Hafen hoch zur Kirche auf den Knien rutschen. Deshalb sieht man - vor allem an Wochenenden - zahlreiche Pilger (und vor allem Pilgerinnen) auf der extra von der Haupstraße durch Gummihütchen abgetrennten und teppichbelegten „Kriechspur“ nach oben rutschen. In unzählichen Devotionalienläden gibt es dazu passende Amulette, meterlange Kerzen und kleine Plastikbehälter für ein paar Kubikzentimeter Wasser aus der heiligen Quelle: Lourdes auf Griechisch-Orthodox.
Siehe auch Jörg Graffs Bericht über Hafenumbauten auf Samos und Ikaria 2013: klick
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