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Deutsche im Süden oder wie man sich im Urlaub beliebt macht
von Insider - Achtung Satire!

Drei Gebote sind zu beachten: Erstens: Du sollst dich nicht so benehmen wie zu Hause. Zweitens: Du sollst die anderen für minderwertig halten. Drittens: Du sollst dich nicht belehren lassen.

Also: Stell dich schon vor der Ankunft im Mittelmeerland deiner Wahl darauf ein, dass zu Hause alles besser und korrekter ist. Dann wirst du nicht allzu sehr enttäuscht werden. Geh davon aus, dass die Menschen zwischen Tunis und Antalya deiner Devisen bedürfen wie Ertrinkende die Rettungsinsel. Halte unbeirrt fest an dem, was Prospekte und Reiseführer schreiben: dass die Einheimischen arm, aber stolz sind, einfach, aber sauber.

Urlaub hat viel mit Karneval zu tun. Verkleide dich also: als Pirat oder Kapitän, Hippie, Nymphe oder Marketenderin. Durchsichtige Blusen sind für Damen äußerst angebracht - besonders in islamischen Ländern... bei dieser Hitze! Herren sollten das Hemd getrost ganz ablegen und die Muskeln spielen lassen, wie in Frankfurt oder Hamburg. Natürlich kannst du dich in Buchten und an Stränden ausziehen und nackt baden - es ist ja warm genug. Wer von den Einheimischen kein Verständnis dafür hat, der sollte mal in unsere Kälte kommen.

Benimm dich einfach so unbefangen wie zuhause. Fass alles an - betatsche die Weintrauben auf dem Bazar in Kemer genau so kritisch wie du das auf dem Viktualienmarkt in München tust. Steig auch mal über einen Zaun und hol Dir die Feigen oder Apfelsinen, die man ja extra für dich da angepflanzt hat. Diskretion? - doch nicht hier! Photographiere also alles was dir vor die Linse kommt. Nicht nur die hinteren Gassen mit den schiefen Häusern in den abgelegeneren Vierteln, sondern auch die Frauen, die auf der Türschwelle sitzen. Armut ist fotogen. Tritt ruhig überall ein, auch das macht man im Süden so - die Türen stehen ja deswegen offen. Sollte dies mal nicht der Fall sein, so liegt es an der Unordentlichkeit dahinter. Wenn man ihnen schon gutes Geld bringt, sollten sie wenigstens Deutsch sprechen. Sprich also mit ihnen wie du zu Hause sprichts, langsam und verständlich: "He du da!" Das mögen die Südländer, die lieben es laut, handfest, und sind sowieso an andere Geräuschpegel gewöhnt.

Verlange im türkischen Teehaus 'greek coffee' und im Restaurant in Alanya Schweinebraten. Erzähle den Leuten in Chalkis von deinen Gastarbeiter-Erlebnissen in Castrop Rauxel. Spotte laut über die Bakschisch-Mentalität. Berichte den Griechen in Rhodos ausführlich, dass die Türken in Marmaris trotz Mohammeds Alkoholverbot so unglaublich viel Raki trinken. Und umgekehrt den Türken in Kas, dass die Griechen in Kos die Moschee mit touristischen Klimbimläden entweiht haben. Schließlich muss man denen ein bisschen auf die Sprünge helfen. Sei also ruhig großzügig: spendiere ihnen Ratschläge wo immer es geht. Sag ihnen wie man bei uns Häuser ordentlich isoliert und dass Kultur mit K wie Klosett anfängt. Überzeuge sie von der Überlegenheit des Euro und der deutschen Tüchtigkeit.

Wenn du diese Gebote gebührend beachtest und zu Herzen nimmst, werden dich alle gleich erkennen und freudig begrüßen: "Ah, ein deutscher Tourist" - und lieben.



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