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Elkes Wintergeschichte 2 - Blaue See und weißer Schnee von Elke Le Grand Bleu Den einzigen schönen Tag, der sich zwischen Gewitter und Regen quetscht, nutzen wir, um von Marmaris nach Fethiye zu segeln. Die Sonne strahlt, der wenige Wind lässt uns keine Wahl: Vollzeug ist angesagt, um überhaupt voran zu kommen. Gross hoch, Genua raus, so dümpeln wir gen Südost und fragen uns die ganze Zeit, ob wir nicht doch den Spinnaker auspacken sollten. 40 Seemeilen liegen vor uns, trotz frühem Start drängt die Zeit, damit wir noch im Hellen in eine Bucht einlaufen können. Doch schon bald nimmt uns Rasmus die Entscheidung ab. Faul, wie er ist, legt er sich ganz schlafen. Der Jockel muss ran, die See ist glatt wie ein Spiegel. Ohne Wind wird es so warm, dass wir Anfang Dezember im T-Shirt im Cockpit sitzen. Doch dann trauen wir unseren Augen nicht, als wir voraus Schneeberge zu erkennen glauben. Oder sind das nur die Wolken? Immer näher kommen wir, dann können wir tatsächlich das Weiß auf den Bergen als Schnee erkennen. Brrrr, schnell noch einen Fleecepulli überziehen... Schnee auf den Bergen bei Fethiye
Manche Segler sollen mitunter sogar ein bisschen Interesse an Kultur zeigen - wenn's nicht allzu anstrengend wird gilt das auch für uns. So wandern wir durch die Gassen des ältesten Viertels der Stadt (die leider nicht sehr ansprechend wirken) hangaufwärts zu den berühmten Felsengräbern. Unterwegs gucken wir noch ins Amphitheater hinein - wir haben schon besser erhaltene gesehen. Aber wenn man die Augen weit genug aufmacht, findet man immer etwas Schönes, und sei es nur ein winziges Detail! Bei den lykischen Felsengräbern oben müssen wir feststellen, dass die tiefstehende Sonne alles in dunklen Schatten versinken lässt. Beeindruckend sind die steinernen Fassaden, die Säulen, die Anordnung der Gräber, die "Stadt der Toten" in der senkrechten Wand. Allein das Licht fehlt, ohne Sonnenstrahlen macht der Ort einen düsteren Eindruck. Wenn jetzt Schnee auf den Friesen und Sarkophagen liegen würde, das wären Bilder zum Festhalten! Alle fünf Jahre soll es einmal unten am Meer schneien und die Bucht, den Hafen und die ganze Stadt unter einer weißen Schneedecke verzaubern. Auf dem Rückweg entdecken wir ein Kuriosum: inmitten der Straße steht ein lykischer Steinsarkophag, davor ein modernes Verkehrszeichen alt und neu, sehr hübsch und fotogen beieinander. Fethiye hat viele Gesichter, auch grosse Gegensätze: die blaue See zu Füssen der weißen schneebedeckten Berggipfel, die Zeugen des Altertums mitten in der modernen Stadt, der bäuerliche Wochenmarkt gleich neben der modernen Fussballarena und dem Supermarkt, die Fischerboote und Gulets aus Holz unmittelbar neben der Marina mit ihren "Plastikschüsseln". Nur an Touristen fehlt's im Revier... so kurz vor Weihnachten ist es hier ungewöhnlich friedlich. Wir drücken alle Daumen, dass uns zum Jahreswechsel noch ein paar schöne Sonnentage beschert werden und nicht der Schnee von den Bergen herunter kommt. Wir sind neugierig auf die im Winter sicher sehr einsamen Buchten im Fethiye Körfezi. Mal sehen, wo es uns über die Weihnachtstage und zu Silvester hin wehen wird.
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