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Essen wie bei Sedats Mutter
In türkischen Lokantas wird nach Rezepten türkischer Mütter gekocht

Irgendwo an der Küste, den ganzen Tag gesegelt, und jetzt stöhen alle: Hunger. An der Hafenpromenade verlockende Restaurants mit ärmelzupfenden Anpreisern und gesalzenen Menükarten, in den Seitengassen Fastfood-Ketten mit Burger, Pommes und Co. Wer an beiden unversehrt vorbei navigiert ist und einmal den Versuch wagt die einheimische Küche zu probieren, stößt früher oder später auf sogenannte Lokantas, Merkmal: hier sitzen die Einheimischen beim Essen.

Lokantas sind weder aufgehübschte noch besonders ausgestattete Gaststätten, sondern schlichte Lokale mit Schaufenster und einfachster Tisch- und Stuhlausstattung, meist ohne Tischdecke, dafür mit ziemlich aufdringlichem Neonlicht an der Lokantadecke. Im Schaufester gleich hinter dem Herd wird in großen Stahlschüsseln üppige Hausmannskost warm gehalten und buntdampfend den hungrigen Passanten angeboten: Mutter Sedats Gerichte, die in den gehobenen Restaurants an der Hafenfront nicht unbedingt zum Repertoire gehören.


Gestartet wird mit meist mit einer heißen Çorba (Suppe). Klassiker, die in jedem Lokanta serviert werden sind Mercimek Çorbasi (Linsensuppe), Ezogelin Çorbasi, ebenfalls eine Linsensuppe mit Reis und verschiedenen Gewürzen wie Pfefferminz aufgepeppt oder eine täglich wechselnde Suppe wie Yayla Çorbasi aus Joghurt und Reis. An eine Iskembe Çorbasi oder Kelle Paca Çorbasi sollte sich nur wagen, wer Pansen bzw. Schafs-Kopf und -Füße mag. Mit der Suppe kommt ein Körbchen mit frischem ekmek auf den Tisch, dem weißen türkischen Brot.

Nach der Suppe
kann man wählen zwischen Köfte (Hackfleischbällchen) in allen Variationen, von gegrillt bis gekocht und überbacken. Oder einem Fleischspieß - Kebab mit Gemüse oder als Grillteller, Izgara Börek (mit Käse gefüllte Teigröllchen) oder - das Lieblingsgericht vieler türkischer Männer: Kuru Fasulye – dicke weiße Bohnen in Tomatensoße. Zu allem gibt es Reis oder handgeschnitzte Pommes. Die nötigen Vitamine kommen durch einen Berg Salat mit auf den Teller. Als Nachtisch kann man wählen zwischen Sütlac (überbackener Milchreis) - oder Tavukgögsü - ein Nachtisch aus weißem Hühnerbrustfleisch mit Reismehl, Maisstärke, Milch und Puderzucker brau überbacken, oder schlichtem Schokoladepudding. Afiyet olsun heißt guten Appetit.

Der allgegenwärtige Tee nach dem Essen ist meist umsonst. Wer einen türkischen kahve bevorzugt, sollte sade (ohne Zucker) oder orta sekerli (halbsüß) oder sekerli (süß) bestellen.


Kein Vorurteil also beim Besuch einer türkischen Lokanta. Dort geht es schnell, aufmerksam und bodenständig-landesüblich zu. Man speist zusammen mit den Einheimischen und wird garantiert immer satt - und der Geldbeutel wird nicht strapaziert. Allerdings: es gibt keinen Alkohol. Wer auf Bier oder Wein nicht verzichten mag oder es gerne urlaubsselig romantischer hätte, ist in einem Lokanta fehl am Platz. Getrunken wird vorzugsweise Wasser, Cola, Fruchtsaft oder Ayran, ein vor allem im Sommer sehr erfrischendes Yoghurtgetränk.

Zum Schluss noch in Tipp: wer kein Türkisch kann und deshalb auch nicht weiß wie die leckeren Sachen heißen, die da im Fenster angeboten werden, zeigt einfach mit dem Finger drauf. Hier versteht man sich auch mit einfachen Gesten und freundlichem Kopfnicken.

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