Vorurteil: Gulets sind schwimmende Kisten
Was haben Gulets und Charteryachten gemeinsam? Nach gängigen Vorurteilen ist eine Gulet eine schwimmende Holzkiste, um die man einen weiten Bogen fahren muss, weil der "Kaptan" meist keine Ahnung von den Vorfahrtsregeln hat und nachts an Deck die Puppen tanzen lässt. In den ausländischen In-Kneipen an der Küste machen die Greueltaten der Guletcrews die Runde. Dazu gehören rücksichtsloses Ankerwerfen über die Ketten der bereits festgemachten Schiffe, Motorbootrasen zwischen den ankernden Yachten und Animationsbauchtanz mit Jaulmusik bis früh in die Morgenstunden, was den Barumsatz hebt.
Dass bei weitem nicht alle Guletcrews so sind, ja dass es sich nur um eine verschwindend kleine Minderheit handelt, die so auffallend agiert und dass es ja vor allem die ausländischen Gäste an Bord der Gulets sind, die nur zu gerne jaulen und johlen, darüber wird nicht nachgedacht. Im übrigen wurden auch schon Gulets gehört, bei denen Mozarts Flötenkonzerte gespielt wurden. Die Gäste saßen lauschend an Deck und nach Mitternacht war nur noch Stille.
Aber Gulets werden als Feindbild gepflegt und pauschal abgeurteilt. Dass der Anspruch auf einen guletfreien Ankerplatz, den man nach Möglichkeit ganz für sich alleine haben will, in einer immer enger werdenden Welt nicht aufrecht zu halten ist, kommt niemanden in den Sinn.
Umgekehrt sollte aber auch einmal gesagt werden, dass Guletcrews Anlass haben sich über Yachtcrews zu erregen. Dazu hier zwei typische Aussagen von Guletkapitänen, die Yachten als schwimmenden Protzstationen ansehen, auf der ausgewachsene Männer ihre Kindheitsphantasien ausleben und abends an Bord oder im Hafenrestaurant in unangemessener Weise unangenehm auffallen. Dazu zwei typische Aussagen:
1. "Einige Yachtcrews sind so versnobt, dass sie nicht mal ein "Guten Morgen" in den gängigen europäischen Sprachen über die Lippen bringen. Ich muss auch anmerken, dass ich in den letzten Jahren des öfteren betrunken-jaulende ausländische Gäste - meistens geschlossene Männergruppen - an Bord wie auch in den Hafenrestaurants erlebt habe, die so manche Guletgäste locker übertrumpft haben". Kaptan Mehmet
2. "Die Sache mit den saufenden und gröhlenden Segeltouristen entspricht genau meiner Erfahrung und stört mich ebenfalls sehr. Es stimmt, dass das massiv zugenommen hat. Wenn man in so etwas reingerät und vorsichtig versucht zu dämpfen, und sei es nur im eigenen Interesse, weil die eigenen Gäste ruhig schlafen wollen, wird man angepöbelt - einmal wurde ich sogar beinahe angegriffen. Mir ist Letzteres passiert als ich die Nachbaryacht (7 deutsche Männer) ganz höflich gebeten habe, etwas leiser zu sein. Plötzlich stand einer von denen mit einer Winschkurbel am Steg hinter meinem Schiff und schrie: Mach das nie wieder!" Kaptan Orhan
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