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Bericht aus der Praxis: Einklarieren, Ausklarieren, Crewwechsel Skipper Thomas Mönninghoff, zum ersten Mal zwischen türkischer Küste und griechischen Inseln des Dodekanes mit einer Charteryacht unterwegs, berichtet praxisnah über Ein- und Ausklarieren zwischen Marmaris, Bodrum, Kalymnos, Samos und Bozburun: 5.3.2011 1. Ausklarieren in Bodrum: Auf Anraten unseres Vercharterers in Marmaris habe ich beim Ausklarieren in Bodrum eine Agentur in Anspruch genommen: Atlas Shipping & Yachting. Meine Ansprechpartnerin war Müjde Özer (GSM:+90 538 936 8968 oder +90 532 774 15 24, E-Mai: mujdeozermar@gmail.com. Mujde spricht fließend Englisch und ist sehr zuverlässig. Sie hat die Papiere unmittelbar nach unserem Einlaufen gegen 19.00 Uhr in Empfang genommen, am nächsten Tag um 10.30 war alles erledigt und wir konnten auslaufen. Schneller wird es wohl nicht gehen, denn es werden nach ihrer Aussage morgens erst die aus Kos einlaufenden Fähren abgefertigt. Der Preis für ihre Arbeit: 50,- Euro, also kein ganz billiges Vergnügen. Hinzu kamen noch die Kosten für die Marina (alles in allem ca. 70 Euro). Fazit: Bodrum ist zum Ein- bzw. Ausklarieren ein teures Pflaster. Müjde übernimmt auch das Ein- und Ausklarieren in Turgutreis. Im übrigen hatte ein Crewmitglied keinen Reisepass, sondern nur einen Personalausweis. War aber kein Problem. 2. Einklarieren in Kalymnos Nach dem Einlaufen vom Liegeplatz zunächst 10 Min Fußweg zum Hafenamt (Hellenic Coast Guard). Der freundliche Beamte erklärt uns den Ablauf: Erst Passpolizei, dann Zoll (im gleichen Gebäude wie die Coast Guard, aber erst am nächsten Morgen ab 09.00 Uhr möglich), dann Coast Guard. Er empahl uns noch am gleichen Abend die Passpolizei (mitten im Ort) aufzusuchen. Nochmals 15 Min Fußweg dorthin. Wieder ein freundlicher Beamter, der den Papierkram (Ausfüllen der amtlich griechischen Crewliste nach Vorlage der Reisepässe, natürlich mit dem obligatorischen abstempeln) in ca. 15 Min erledigte. Wieder 10 Min Fußweg zurück zum Boot. Am nächsten Morgen zunächst der Fußmarsch zum Hafenamt. Dann zunächst Zoll (Transitlog, Kostenpunkt 50,- Euro), dann Coast Guard (Liegegebühren Hafen, ca. 4.20 Euro). Viele Kopien (Crewliste, Reisepass Skipper, Schiffspapiere u.a.). Alles in ca. 45 Min incl. Fußweg erledigt. Allerdings war auch nicht viel los. Alle waren sehr freundlich und hilfsbereit. Fazit: Wenn kein Liegeplatz in der Nähe des Hafenbüros möglich, sollte der Skipper gut zu Fuß sein. Ansonsten gab es keine Probleme. 3. Crewwechsel in Samos Ich als Skipper und mein Co blieben für die nächste Törnrunde an Bord. Sonst wäre ein Crewwechsel mit einer Charteryacht wohl auch nicht möglich gewesen. Vier Crewmitglieder flogen nach Deutschland zurück, meine Frau und die meines Co kamen in Samos an Bord. Mit alter und neuer Crewliste sowie Reisepässen zur Coast Guard (Hafenamt). Kontrolle der Pässe, neue Crewliste abstempeln, Liegegebühr (ca. 4,20 Euro) abkassieren, fertig. Zeitbedarf: ca. 15 Min incl. kurzem Fußweg. 4. Ausklarieren Symi Erste Station Passpolizei 09.00 Uhr (Erfassung der Ausreisenden auf einem Formular mit Stempel), zweite Station Hafenamt (Coast Guard): Abstempeln des Transitlogs und des o.a. Formulars. Zeitbedarf 40 Min, davon 25 Min Fußweg rund um den Hafen und 5 Min Wartezeit auf einen Skipper vor mir bei der Coast Guard. Auslaufen 09.45 Uhr. Alle wiederum freundlich, keine Probleme. Da ich durch das Einklarieren in Kalymnos noch gut im Training war, habe ich auch die weiten Wege problemlos weggesteckt. Kosten: Keine. Die freundliche Beamtin der Coast Guard hat vermutlich vergessen, mir die Liegegebühren abzuknöpfen. 5. Einklarieren Bozburun Nach dem Einlaufen zunächst Kassieren der Liegegebühr (ca. 20 Euro), dann Verbindungsaufnahme mit dem Hafenmeister. Der sprach kaum Englisch und ich, naja, eben kein Türkisch. Das hätte möglicherweise zu Verzögerungen führen können, allerdings war Yasar behilflich. Yasar ist Kellner im Bozburun-Restaurant unmittelbar neben dem Büro des Hafenmeisters (dort auch Passpolizei und Zoll) und spricht fließend Deutsch. Er erhofft sich als Dank für seine Dienste natürlich Gäste für sein Restaurant. (Der Skipper soll für's Essen nichts bezahlen müssen). Nach dem die Sprachprobleme so im Keim erstickt waren, bedeutete mir der Hafenmeister, dass er das Transitlog zunächst über Internet anfordern müsse, dass aber kein Problem sei und ich am nächsten Tag um 09.30 wiederkommen sollte. Ich war dann pünktlich da, er zunächst nicht. Der Beamte der Passpolizei allerdings schon. Der Versuch, zumindest diesen Behördengang schon einmal "en passant" zu erledigen, scheiterte allerdings. Erst Transitlog, dann Passpolizei, dann Zoll. Alles muss seine Ordnung haben. Ich fügte mich also, der Hafenmeister war dann auch da. Transitlog ausfüllen (Hafenmeister über Internet), ausdrucken, stempeln und bezahlen (ca. 35,- Euro), dann Passpolizei, dann Zoll, dann wieder zum Hafenmeister zur Kontrolle der vielen Stempel und Unterschriften. Vor mir ein britischer Skipper, der seit 10 Jahren im Revier segelt (Katamaran Einhand). Seine "Papierlage" überforderte allerdings den Zollbeamten hoffnungslos. Schleißlich gab der freundliche Beamte mit einem Achselzucken auf, stempelte kräftig und ließ den Briten seiner Wege ziehen. Bei mir gab es keine Probleme, ich war in 1 Minute durch. Zeitbedarf: Alles in allem etwa 45 Min incl. Fußweg und der o.a. Wartezeit. 6. Fazit Ich war das erste Mal als Skipper für 14 Tage im Revier unterwegs und hatte doch etwas "Bauchschmerzen", ob das Hin- und Her zwischen der Türkei und Griechenland, dazu noch mit einem Crewwechsel, nicht doch zu Schwierigkeiten führt oder zumindest hohe Zusatzkosten bzw. erheblichen Zeitverlust verursacht. Keiner aus meiner Crew hatte Erfahrungen mit dem Wechseln. Plan B wäre im Zweifel die Fährverbindung zwischen Kusadasi und Samos gewesen. Die Befürchtungen haben sich dann aber nicht bestätigt. Alle waren freundlich und hilfsbereit. Allerdings war die Papierlage des Bootes auch vorbildlich. Auch bin ich treu und brav in jedem Hafen zur Coast Guard um mich anzumelden und mir den obligatorischen Stempel im Transitlog abzuholen. Ach ja, und in Lakki auf Leros wurden mir einmal diese ominösen 88 Cent, von denen auch bei Insider zu lesen ist, abgenommen. Davor und danach dann nicht mehr. I ch würde das nächste Mal allerdings nicht mehr in Bodrum aus- oder einklarieren. Bodrum ist m.E. einfach zu groß. Kleinere Häfen wie Bozburun sind übersichtlicher und im übrigen auch noch nicht völlig auf den Massentourismus bzw. auf eine sicher sehr gut verdienende Clientel ausgerichtet. Preisverhandlungen im Restaurant? Es gibt doch hochglanzpolierte Speisekarten für die hochpreisige Verpflegung. 4 TL für ein großes Bier? Warum, 6 TL werden mangels Alternativen auch gerne bezahlt. Und für die 70,- Euro Liegegebühr in der Marina gibt es schließlich klimatisierte Waschräume. Fairerweise muss allerdings gesagt werden, dass die Marina m. E. wirklich gut organisiert und sehr komfortabel ist. Das kostet dann eben mehr als der provisorische Steg vor dem Restaurant mit improvisierter Dusche dahinter. Ich glaube auch, dass der Selbstversuch hinsichtlich des Ein- und Ausklarierens bei den Behörden in Bodrum nicht so gut laufen würde, eben weil so viel los und alles perfekt durchorganisiert ist (Fähren usw.) Ein einsamer Skipper muss im Zweifel dann vielleicht doch länger warten oder scheitert an den Auflagen (türkisches Bankkonto für Transitlog-Gebühr und Ausfüllen mit Drucker). Der Wechsel zwischen der Türkei und Griechenland lohnt sich vor allem bei längeren Törns (mindestens 10 14 Tage) auf alle Fälle. Bei Crewwechseln können An- und Abreise unter Nutzung der türkischen und griechischen Flughäfen flexibler und mit One-Way Charakter geplant werden, auch sind z.B. die Wetter- und Windverhältnisse südlich der Linie Symi Bozburun ganz anders als im Dodekanes, wo es dann doch auch rauher zugehen kann (dauerhaft Windstärke 6 mit 2 Meter Welle, habe ich so vor Marmaris Göcek um diese Zeit noch nicht erlebt). Auch haben die griechischen Inseln einen anderen landschaftlichen Charakter als die türkische Küste. Und schließlich ist auch ein Vergleich der türkischen Mentalität und Lebensart mit der griechischen sicher interessant. Wobei wir in beiden Ländern fast ausschließlich auf hilfsbereite und freundliche Menschen (auch bei den Behörden!) gestoßen sind. Es lohnt sich also aus vielen Gründen, den Wechsel (gut vorbereitet!) zu wagen.
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